U-Salzmanu.
Die erste Station unseres Pilsen Kurztrips führt uns ins U-Salzmanu. Man betritt eine große Bierhalle mit Eichentischen und Eichen-Wandvertäfelungen. Hier herrscht selbstbewußte Wirtshausathmosphäre, wie in guten Münchener Wirtschaften. Das Pils wird in Windes Eile serviert. Kein 7 Minuten Pils-Quatsch, frisches Bier mit unbesiegbarem Schaum. Dazu Lendenbraten mit bömischen Hefeknödeln und gemischten Salat. Im Fernsehen läuft irgendein Schwimmwettbewerb. Es sind kaum Touristen unterwegs. Ein paar Stammgäste unterhalten sich zufrieden.
Das Pilsner kommt kalt im Halbliterkrug. Der Antrunk wird von einem wohl durchtrainiertem Körper eingeleitet. Sogleich zeigt sich der ausgezeichnete Saazer Hopfen. Der fühlt sich im Pilsener wohl und entfaltet sich hervorragend, begleitet von einem Hauch Butter. Ich schätze dass da gute 40 IBU (International Bitter Units) unterwegs sind.
Im Brauereimuseum.
Historisches Gerät zur Bestimmung der Stammwürze.
Das Pasak.
Eine Kleinbrauerei in Pilsen, die mal zur Abwechslung ohne Diacethyl (Butteraromen) auskommt. Betritt man das Pasak, steht man erst mal vor dem Thresen. Links davon befindet sich die kleine Hausbrauerei. Werden so um die 100 bis 150 Liter sein, die man da rausholen kann. Schön mit Kupfer verkleidet. Rechter Hand geht es in eine große Bierhalle mit Eichentischen und Bänken, sieht noch recht neu aus.
Rechts im Bild sieht man das Polotmary. Kupferne Farbe, guter Schaum, vollmundig, malziger Antrunk, hopfiger Abgang. Das könnte so auch irgendwo in Franken gebraut worden sein.
Daneben steht das Svetly 12°. Goldgelb, mit festem Schaum, schmeckt ähnlich wie das Pilsener Urquell, nur ohne Butter.
Dann gibts es noch das Pasak Spezial. Etwas stärker eingebraut, nicht so hell wie das Svetly. Malziger und stärker gehopft, sehr ausgewogen. Ein gutes Festbier.
Pivovar Groll
Wir waren da an einem recht frischen Abend. Die sehr nette Bedienung hat meiner Frau gleich eine Decke gebracht. Der Kellner (oder war das gar der Brauer?) war a weng mumpflat, hat die Zähne nicht auseinander gebracht.
Was mir in Pilsen am Besten gefallen hat, war, dass da auch die Mädels vor 0,5l Krügen gesessen und ordentlich mit getrunken haben. Daran erkennt man ein Land mit Bierkultur.
Wir haben beide Biere der Brauerei verkostet.
Das Dunkle:
schwarz, beständiger Schaum, Cappucino Noten wie ein Sweat Stout. Rezent. Unterm Cappucino: Butter.
Das Helle:
Golden, guter Schaum, Vollmundig, gut gehopft. Butterbombe! Muß man ganz kalt und schnell trinken, wegen des Butters.
Tiergarten
Vormittags schon Bier? Lieber nicht. Also sind wir zum Tiergarten gewandert. Diese Kollegen laufen da frei herum und begutachten die Besucher.
Und für Randalierer steht der hier im Wald.
Majestät geruhen kurz aufzustehen. Eigentlich wollte ich den sitzend aufnehmen, der hat bis zum Foto bestimmt 5 Minuten lang überhaupt nicht gezuckt.
Die Pilsner Urquell Brauerei
Am 2. Tag Mittag war es dann endlich soweit. Auf in die Pilsener Urquell Brauerei zum Mittagessen und zur Brauereiführung.
Pilsener Urquell. Nicht pasteurisiert, wie wir der Karte entnehmen. Einfach nur Klasse! Hier weiß man, wie man mit Hopfen umgeht. Im Hintergrund befinden sich sogar Stammgäste. Das Wirtshaus ist sehr groß. Man wird von einem Tischanweiser empfangen, der einem den Platz zuweist. Fast wie früher im Osten. Als Spezialität gabs hier eine Suppe, die im Brot serviert wurde.
Master, 18°
Schwarz, bombenschaum, malzig öliger Antrunk, in der Mitte Röstmalz, Kaffee, Pflaumen. Das Bier wärmt mit seinen 7,5 % Alc. sofort. Leider ist es aber auch etwas mastig mit einem Hauch von Sprit. Dessertbier.
Vor der Brauerei im Biergarten sind diese Liegestühle. Das ist genial und lebensrettend. Also machen wir erst mal ein Nickerchen, bevor die Brauereiführung losgeht.
Der Wasserturm. Hier haben sie das berühmte Pilsener Wasser noch bis 2007 gelagert.
Mit einem Bus, dessen Fenster schlecht durchsichtig sind, wird man zur Flaschenabfüllanlage gefahren. Hier hat sich eine verkorkte Flasche reingeschmuggelt. Wurde aber völlig humorlos aussortiert. Auch braune Flaschen haben keine Chance!
Hier herrscht eine Chloratmosphäre, in der keine Fliege überlebt. Wie das die Arbeiter aushalten ist mir ein Rätsel.
Das Herz der neuen Brauerei. Im Hintergrund die weißen Läuterbottiche, vorne die Sudpfannen.
Weitere Sudpfannen. Hier wird eingemaischt und gekocht. Angeblich werden ja immer noch 3 Dekoktionen mit dem eigenen Malz gefahren. Nur dann macht das auch Sinn.
Die alte Sudpfanne, mit der Josef Groll das erste Pilsener der Welt gebraut hat. Die Leute schmeißen Kleingeld rein.
Ganz links, der Meister selbst. Josef Groll, der bayerische Braumeister, der das erste Pilsener gebraut hat. Daneben seine ersten beiden Nachfolger. Groll selbst war ja nur ein paar Jahre in Pilsen. Auf meine Frage, welche Charaktereigenschaften jener Groll wohl gehabt hätte, reagierte unsere Führerin ausweichend.
Offene Vergärung in Eichenholzfässern. Angeblich machen sie das um vergleichen zu können. Natürlich gibt es noch irgendwo versteckt, wo keine Touristen hinkommen, die richtigen Edelstahlgärtanks. Man will schauen, ob die Qualität aus den Edelstahltanks so ist wie früher und ne hübsche Touristenattraktion ist es auch. Fürs Fotografieren oder Filmen zahlt man übrigens extra.
Noch ein paar Fässer in den Gärkellern, man hat hier eine gleichbleibende Temperatur. Um untergärig brauen zu können braucht man halt Temperaturen um die 8-10°. Die Keller wurden angelegt, weil das der Groll so wollte. Also hat man ein paar Kilometer Keller gegraben. Man muss sich das vorstellen, wie wild entschlossen man da in Pilsen war, das alte braune Essigbier loszuwerden und gutes untergäriges Bier zu brauen. Die Bürgerschaft hat sozusagen zusammengelegt und alles auf eine Karte gesetzt.
Nach fast 1 1/2 Stunden Führung gabs dann endlich einen Schluck Bier, sauber gezwickelt aus dem Holzfaß. Kalt sehr fruchtig, kompromisslos bitter. Das hat so gar nichts mit dem zu tun, was es bei uns in den Flaschen gibt. Durch pasteurisieren, Flaschengedöns und sonstwas erreicht uns daheim ein ganz anderes Bier. Ich habe nach einer Woche in Nürnberg noch eines probiert. Brauche ich nicht mehr. Wenn man das in Ruhe genießen will, geht man ins U-Salzmann und fertig.
Noch eine Urquell Marke, das Gambrinus. Wird nicht so aufwändig gebraut und vor allem ohne Diacethylgeschmack. Schade, dass wir das erst am letzten Abend entdeckt haben.
Unfiltriert, bernstein, unbesiegbarer Schaum, fruchtig, hopfiger Antrunk und hopfiges Finale. An Hopfen wird in Pilsen nicht gespart. Soviel ist sicher!
Einer der Stars der tschechischen Bierszene.
Auf dem Heimweg haben wir noch ein paar 2 Liter Flaschen der oben genannten Brauerei mitgenommen. Der Braumeister war grad schwer beschäftigt, beim Einmaischen, also habe ich ihn in Ruhe gelassen.
Beim Heimfahren haben wir noch einen Umweg zur Chodovar Brauerei gemacht, Mittagessen.
Ein helles 11° Bier, mit grad mal 4,5% Alc. Wunderbar erfrischend, herb ohne Ende. Ist den Umweg auf jeden Fall wert.
Prächtig herausgeputzt. Den Brauereien gehts scheints recht gut. Es gibt da auch noch eine Wirtschaft in historischen Lagerkellern. Am Eingang rennt man gegen eine Mauer aus warmer Luft. Schon recht eigen. Aber hat was.
Wenn wir wiederkommen machen wir das anders. Diese Null-Promille-Grenze in Tchechien ist schon recht lästig. Darum ist es schlau von Brauerei zu Brauerei zu ziehen. Fast alle haben Übernachtungsmöglichkeiten.
Günstig ist es übrigens auch in Tschechien, Das teuerste Bier hat gerade mal umgerechnet 1,30 € gekostet.
Wir kommen wieder!